Advent in Neuseeland
Am 3. Dezember gings mit der Faehre von Wellington auf der Nordinsel durch die Cook Strait nach Picton, einem kleinen, netten, verschlafenen Oertchen und Hauptausgangspunkt zur Erkundung der Suedinsel. Wir sind dort fuer zwei Naechte geblieben, um die angrenzenden Marlborough Sounds (eine wunderschoene Fjordlandschaft und ein El Dorado fuer alle Kettenraucher *scherz*) zu bewandern. Wir haben uns ein Ticket fuer ein Water Taxi besorgt und uns frueh morgens in einer kleinen abgelegenen Bucht absetzen lassen. Zusammen mit ein paar Einheimischen, die auf dem Weg zur Arbeit waren - das Boot ist dort so normal wie bei uns der Bus. Von dort wanderten wir los, den Sounds entlang, mit atemberaubenden Blicken auf die Buchten unten am Meer. Zumindest so hatte man es uns vorgeschwaermt. Daraus wurde leider erst mal nix - wir starteten bei Regen und dichtem Nebel und bekamen bekamen von den schoenen Landschaften am Vormittag vorerst nichts mit.
Zu Mittag klarte es Gott sei Dank auf und wir hatten doch noch gute Sicht auf die Fjorde. Alles in allem war der Walk okay. Wir sind allerdings mittlerweile etwas muede stundenlang durch Waelder zu wieseln und ab und zu einen Blick nach aussen auf die Aussicht zu erhaschen.
Deshalb haben wir bei unserem naechsten Stop im Abel Tasman National Park das Wandern ausgelassen und uns fuer einen Tag lang ein Kajak ausgeborgt. Am Nikolaustag paddelten wir los, nicht ohne zuvor eine ausfuehrliche Einschulung inklusive Aufklaerung ueber alle moeglichen Notfallszenarien zu bekommen.
Dabei erweiterten wir unseren Wortschatz um einige wichtige Ausdruecke des tiefsten Kiwi-Slangs. Der Lieblingsausdruck unseres Instruktors war bei weitem “Sweet As”. Das heisst soviel wie super, passt oder okay. Als wir die Worte das erste Mal hoerten, dachte sich Bettina ‘Was fuer ein nettes Kompliment’’ und Markus wollte schon handgreiflich werden angesichts der plumpen Anmache. Aber nix da, war dann eh alles ganz harmlos.
Fuer den Nachmittag hatte die Wettervorhersage auffrischende Winde vorausgesagt. Sollte aber nichts Groeberes werden. Frohen Mutes machten wir uns auf die Suche nach einsamen Buchten, tuerkisfarbenen Meer und Seehunden und wurden auch ganz schnell fuendig. Nach knapp einer halben Stunde kreuzten schon die ersten frechen Pinguine den Weg. Die erste Walrosskolonie die wir sichteten stellte sich bei naeherer Betrachtung als deutsche Touristengruppe heraus ;) Ein Stueckchen weiter stiessen wir dann doch auf echte Seehunde ... wow. Das war schon ein aussergewoehnliches Erlebnis, und als ob das noch nicht genug waere, schwebten riesige Stachelrochen unter unserem Kajak hindurch. Tief beeindruckt und blendend aufgelegt, machten wir ein Mittagspaeuschen in einer einsamen Bucht, die wir ganz fuer uns alleine hatten. Wir frischten unsere Braeune ein wenig auf und Bettina wagte sich trotz des ganzen Getiers zum ersten Mal in neuseelaendische Gewaesser.
Das Kontrastprogramm zu Friede, Freude, Eierkuchen erwartete uns auf der Rueckkehr. Der Wind hatte tatsaechlich deutlich zugelegt, sogar staerker als von der Wettervorhersage erwartet. Trotz allem wollte sich Markus nicht davon abbringen lassen auf dem Heimweg noch ein kleines Inselchen zu besuchen. Und so sind wir los, ueber offenes Meer und die Wellen erreichten dementsprechend schon stattliche Ausmasse. Mit unserem Kajak gings auf und ab. Umkehren oder einen einfacheren Weg einschlagen kam fuer Markus nicht in Frage, bis Bettina einen kleinen Zuck-Aus bekam und wir schliesslich doch in etwas ruhigere Gewaesser paddelten. (Hey Leute, auf diesen Jungen aufzupassen ist keine einfache Aufgabe!) Zielgenau steuerten wir ab jetzt nur noch auf Anlegestelle zu und dachten wir haetten das Schlimmste schon ueberstanden. Aber das stand uns noch bevor. Die Brandung war ein Hammer und da mussten wir als blutige Kajak-Anfaenger erst mal heil durchkommen. So wurden wir kurz vor dem Ziel noch fast von einer Serie von Wellen zum Kentern gebracht. Das waere ein Spass gewesen, Rucksack, Kamera, usw. alles im Meer verstreut, auf nimma wiedersehen. Das ist uns zum Glueck erspart geblieben. Dafuer hats gleich nach uns einige andere erwischt und wir waren froh, dass wir heil angekommen waren.
Die folgenden Tage wollten wir etwas gemuetlicher angehen lassen und die verbrachten wir in einer etwas groesseren Stadt namens Nelson. Faulenzen, am Strand liegen und sich ein gutes Buch zu Gemuete fuehren oder am Markt bummeln - mit solchen spektakulaeren Dingen und noch mehr vertrieben wir uns dort die Zeit. Unsere Ruhe wurde nur des Nachtens gestoert als im Innenhof direkt vor unserem Zimmerfenster bis spaet in die Nacht gefeiert und eifrigst diskutiert wurde. Einige selbsternannte Philosophen und Besserwisser um die 20 mussten zu spaeter Stunde ihre hoechst wertvollen geistigen Erguesse dringend los werden (es waren halt wieder Deutsche und so konnten wir jedes Wort verstehen). Wir haben ja bekanntlich Nerven wie Drahtseile ;) aber wenn es um unseren Schlaf geht, kennen wir keinen Spass mehr. Und so kam es, dass Markus um vier Uhr morgens einen jungen Burschen vertrieb, der nichts Besseres zu tun hatte also seine Mami daheim anzurufen. Markus stand nackt vor dem Fenster und motzte im tiefsten Kaerntnerisch: “A konnst du jetzt endlich dos Maul holten, es gibt do Leit de schlofen wolln.” Ein Bild fuer Goetter. Der arme Junge wusste nicht wie ihm geschah und ergriff umgehend die Flucht.
Etwas unausgeschlafen gings am naechsten Tag ab nach Kaikoura. Unsere naechste Wwoofing-Familie erwartete schon unseren Arbeitseinsatz. Vielleicht noch etwas zur Location: Kaikoura haben wir fuers Wwoofing deshalb ausgewaehlt, da in den tiefen Gewaessern vor dieser Kueste aufgrund besonderer Stroemungen allerhand Wale umherkreuzen.
Und unsere Wwoofing-Hosts? Nur so viel: wir wollten Kiwis. Und wir bekamen Kiwis. Und zwar die ganze Dosis mit all ihren Annehmlichkeiten und Besonderheiten. David und Andreana, ein sehr nettes Ehepaar um die Mitte 40, nahmen uns sehr freundlich bei sich auf und wir lebten uns schnell ein. Obwohl wir am ersten Tag beinahe wieder unsere Koffer gepackt haetten. Der Lebensstil der Neuseelaender ist fuer uns teilweise schon etwas gewoehnungsbeduerftig. Das Wohnhaus war etwas spartanisch und diente vor noch nicht all zu langer Zeit als Niederlassung fuer eine Pottery. Die Waende waren nur zum Teil verputzt und gestrichen, der Geschirrspueler diente als Geschirrablage und diverse Kuehlschraenke zur Aufbewahrung von Buegeleisen und Klopapier. Wir hatten unser eigenes kleines Haeuschen, im tiefsten Wald gelegen, nur ueber einen Bushwalk erreichbar, nicht verschliessbar und ohne warmen Wasser und Toilette. In der Nacht besuchten uns Ratten und Possums und trippelten auf dem Dach hin und her. Alles ein bisschen gruselig. Dazu muss man vielleicht erklaeren, dass den Neuseelaendern es tendenziell nicht so wichtig ist wie sie leben. Haeuser werden hier schnell mal gebaut und wieder verkauft. Dafuer zaehlen Boote. Und davon stand ein tolles Exemplar im Garten.
Auch dieses Mal stand wieder am Programm: Unkraut jaehten, ganze vier Stunden pro Tag. Doch diesmal hatten wir es mit riesigem Monsterunkraut zu tun, das hier die Wiesen und Haenge ueberwuchert. Wir verstehen jetzt, warum die Kontrollen bei der Einreise am Flughafen so streng waren. Die Erde hier liefert fuer Unkraut optimale Bedingungen sich auszubreiten - das Klima ist das ganze Jahr ueber so mild, niemals ganz heiss und nie eiskalt, sodass alles ungehindert spriessen kann. Die Arbeit ging dieses Mal nicht so einfach von der Hand. Das Wetter war schwuel und heiss, das Arbeiten anstrengend und eintoenig, das Werkzeug suboptimal und wir sind muede von Gartenarbeit. Wenn wir am Montag von hier abreisen, wars das mal mit dem Wwoofen fuers Erste. Unsere Begeisterung fuer Aufforstungsarbeiten neuseelaendischer Gaerten ist erschoepft.
Abends durften wir dafuer David einige Male zum Fischen und Langusten-Tauchen begleiten. Das hat uns wieder sehr gefallen. Wir haben so viel vom Kiwi-Lifestyle mitbekommen. Noch dazu konnten wir waehrenddessen Seehunde beobachen, die faul auf den heissen Steinen schliefen, oder Delphine, die in den Buchten Loopings machten. Anschliessend wurde das frische Seafood lecker zubereitet und wir haben staendig diese Koestlichkeiten zu essen bekommen.
Und eine Wale Watching Tour haben wir natuerlich auch gemacht, gemeinsam mit 40 anderen Touris. Also nicht gerade sehr exklusiv. An einem grossen Monitor wurde vor leichter Seekrankheit gewarnt. Deshalb warf Bettina gleich mal ein Tabletterl ein und um ganz auf Nummer sicher zu gehen, bohrte sie ihren Daumen staendig in den Akupressurpunkt gegen Uebelkeit. Wir waren also seeehr entspannt. Nach knapp einer Stunde war es dann soweit - der erste Pottwal liess sich blicken - und augenblicklich versammelten sich drei Expeditionsboote voll mit neugierigen Touris um ihn. Das gute Stueck war rund 16 Meter lang, glitt eine Zeit lang an der Wasseroberflaeche entlang, um dann spektakulaer, mit erhobener Schwanzflosse, abzutauchen. Wir hatten dann noch das Glueck etwas spaeter noch einen Pottwal zu Gesicht zu bekommen. (genau genommen sind wir nicht zufaellig auf diese Tiere gestossen sondern die Bootsbesatzung hat gezielt mit einem Ortungsgeraet nach den Giganten des Meeres gesucht.)
Und dann gings auch schon wieder zurueck an Land. Ohne dass Bettina etwas von ihrem Fruehstueck den Fischen ueberlassen hatte. Mensch waren wir stolz einmal nicht unangenehm aufgefallen zu sein. Alles in allem war es sehr beeindruckend und was ganz Besonderes diese Tiere zu beobachten - das wollten wir uns nicht entgehen lasssen. Aber die Art wie diese eigentlich schoene Sache ausgeschlachtet wird, hat unsere Begeisterung dann doch etwas gedaempft.
Da ja Weihnachten kurz bevorsteht, wollten wir euch noch ein bisschen erzaehlen, wie wir Weihnachten hier erleben. Im Grunde waren wir fast etwas ueberrascht, dass neuseelaendische Staedte und Haeuser eher sparsam weihnachtlich geschmueckt sind. Fuer unseren Geschmack koennts ruhig ein wenig mehr sein.
Dafuer gibts allerhand Kitsch zu kaufen, wie Trollmuetzen, Haarreifen mit Weihnachtsantennen, Anstecker mit Weihnachtsmotiven, usw usf. Das typische Kiwi-Dinner am heiligen Abend findet am Nachmittag am Strand statt. Es wird gegrillt und reichlich Bier getrunken. Zum Teil werden wir uns dem heuer anschliessen. Richtig Weihnachtsstimmung haben wir leider noch keine - bei 25 Grad, strahlendem Sonnenschein - das ist fuer uns eine verkehrte Welt. Wir vermissen etwas die schoenen Traditionen von daheim (zB. Gluehwein trinken, Kekse und Erdnuesse knabbern, Weihnachtfeiern ;). Bettina wird immer ganz sentimental, wenn sie ein Weihnachtslied hoert. Und an die Vorstellung in einem Backpacker den heiligen Abend zu verbringen ... an den Gedanken muessen wir uns erst etwas gewoehnen. Uns hat also kurz vor Weihnachen ein bisschen das Heimweh gepackt, auch wenn uns einige von euch schon versichert haben, dass wir ausser Nebel nicht viel versaeumen :)
So ihr Lieben, wir senden euch sonnige vorweihnachtliche Gruesse. Lasst euch nicht all zu sehr stressen vom Weihnachtsrummel.
Bis bald und Kia ora von den
AfricanKiwis
So, geschafft!!!!!!
Endlich habe ich es auch geschafft eure Seite mal anzusehen!
Wie geht´s euch??
Die Bilder sind ja wunderbar, da wird man ja neidisch und die Berichte dazu, klingen sehr spannend!
Ihr habts ja schon warm, seits froh! Bei uns scheint kaum die Sonne, es ist kalt und wir haben nicht einmal 5 cm Schnee gesichtet bekommen! Also mit dem Schaufeln werden wir wohl noch eine Weile warten müssen.
Aber der Glühwein mundet und die Kekse schmecken köstlich.mmmhhhh
Also bei uns in Bärndorf, gibts nicht viel neues, ausser das wir eine Baustelle haben, wegen dem Kanalbau.
Und wir bzw. ich habe eigentlich jeden Tag nur Stress in der Arbeit und beim Chor noch dazu. Wir proben jetzt diese Woche von MO bis FR immer um 20 Uhr. Toll, ich sags euch. Da bleibt halt zum Ausruhn nicht viel Zeit über!
Würde mich freuen, wenn ihr Euch bei mir meldet!
Wünsch euch bis dorthin eine schöne Adventzeit!
Liebe Grüße
Kerstin
freut uns von von der nachbarschaft zu hoeren und das alles in ordnung ist!
uns gehts gut, waren heute pinguine schaun, die kerle wollten sich aber nicht so recht zeigen. werden uns morgen in ein hotel begeben, 2 tage luxus geniessen und bettinas geburtstag feiern.
schreib mir mal eine kurze mail ueber den link oben, damit ich deine email-adresse hab.
liebe gruesse an den ganzen paisnel-clan
markus