Reise nach Mordor
Gemeinsam mit zwei anderen Maedels (was fuer eine Ueberraschung - auch aus Deutschland) bildeten wir das Wwoofing-Team. Alle zusammen ergaben wir eine nette kleine deutschsprachige Kommune. Auch diese Einwanderer gewaehrten uns einen Einblick in das 'wahre' Neuseeland und was man halt so erlebt und mitbekommt, wenn man ueber Jahre hier lebt. Gleich am ersten Abend beim Essen rueckten sie mit Geschichten heraus, dass uns hoeren und sehen verging: hoher %Satz an Kindesmissbrauch, viele Frauen werden von ihren Maennern geschlagen und die beliebtesten Selbstmordmethoden der Kiwis etc. Na prost Mahlzeit.
Am naechsten Morgen machten wir uns trotzdem gut ausgeschlafen ans Werk. Markus mit Hacke und Saege ausgestattet, hatte die Aufgabe allerhand Baeume am Anwesen zurechtzustutzen und die Aeste zu Brennholz zu verarbeiten. Dabei kamen ihm seine affengleichen Kletterkuenste zu gute.
Bettina fasste diesmal ihre Lieblingsarbeit aus und machte sich mit Pinsel und Farbeimer bewaffnet ueber die Veranda her. Bald stellte sich heraus, dass wir unsere oesterreichischen Vorgaenger um Laengen uebertrumpften. Es regnete Komplimente. Zitat Wwoofing-Host: "Marko, du bist der erste richtig gute Oesterreicher!" (fragt sich nur, wer ist Marko? ... aus irgendeinem Grund hatten sie Probleme sich Markus' Namen zu merken) Und wer unter Tags so hart arbeitet wie wir, der muss auch gut schmaussen und deswegen wurde am Abend richtig gut aufgetischt. Dazu gabs immer reichlich Wein als kleinen Bonus. Vor Mitternacht gingen wir selten schlafen, haben oft noch nett gequatscht oder DVDs geguckt. Und stellt euch vor, nach sieben Tagen intensiver deutscher Gesellschaft konnten wir zwar nicht besser Englich, dafuer ertappten wir uns dabei gewisse Redensarten uebernommen zu haben. Och noeh ... Mensch. Aber keine Angst, auch unser kaerntner Slang hat oftmals ahnungslose Gesichter hinterlassen.
An den Nachmittagen hatten wir auch dieses Mal frei. Am Programm standen diesmal relaxen am See, bummeln durch stinky Rotorua (die Stadt ist von zahlreichen Schwefelquellen umgeben und dort riechts dementsprechend) und natuerlich etwas Action. Diesmal:
1. Sprint Car Racing: laut Prospekt ein High-Thrill Erlebnis mit getunten Buggys ueber eine Rennstrecke. Im Endeffekt wars ein Minirundkurs, den Markus 12x fahren durfte. Und wenn er nicht grad aus der Kurve flog, dauerte eine Runde rund 13sec. Eine Viertel Stunde nach unserer Ankunft war die Action auch schon wieder vorbei. Von dem kurzen Abenteuer noch ganz aufgewuehlt, fuhren wir Eis essen ;)
Ueberhaupt ist uns hier aufgefallen, dass die Kiwis ueber ein besonderes Marketing-Talent verfuegen. Aus jeder Kleinigkeit wird eine Touristenattraktion gemacht, hinter jeder Kurve gibt es einen LookOut und alles ist sooo 'scenic'. Da koennten wir uns in Kaernten noch ein Stueckchen davon abschneiden.
2. Gondel fahren und lugen (sprich: luutschen): Wir fuhren also mit einer Gondel auf ueber 400m Seehoehe (wir sind doch wirklich Abenteurer) und genossen dort den Ausblick auf Rotorua und den See, um uns dann auf einer Art Sommerrodelbahn ins Tal zu stuerzen ... lugen eben. War echt spassig.
3. Besichtigung geothermaler Aktivitaeten: Da in und um Rotorua reichlich vorhanden haben wir uns natuerlich viele spritzende Geysire, brodelnde Schlammloecher und heisse Quellen angesehen. Die gibts hier in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Duftrichtungen. Ist schon aussergewoehnlich, wenns ueberall so brodelt und zischt.
Dienstag Morgen verabschiedeten wir uns von unseren zweiten Wwoofing-Hosts, um weiter suedlich zu reisen. Unser Ziel war Turangi, im Herzen der Nordinsel am Lake Taupo, um dort unseren ersten grossen Walk zu bestreiten, den Tongariro Crossing. Dieser Track ist fuer seine Vulkane und seine karge Landschaft bekannt und dauert durchschnittlich 7 bis 8 Stunden. Um vor den Massen am Berg zu sein standen wir ausnahmsweise mal frueh auf, um den ersten Bus um 6 Uhr zu erwischen. Kurz vor 7 gings los und Leute ... wir haben Mordor gesehen. (Kein Scherz, Szenen von Herr der Ringe sind hier gedreht worden). Alles in allem haben wir gutes Wetter erwischt und kamen gut voran. Zwischendurch wars trotzdem ziemlich windig und s..kalt. Der Aufstieg zum hoechsten Punkt, dem Red Crater, war dann doch etwas anstrengend durch das ganze Geroell und den Vulkanstaub. - Wir wissen jetzt wie sich Frodo gefuehlt haben muss ;)
Auf alle Faelle war die Wanderung wunderschoen und kurzweilig und die Landschaft mal wieder beeindruckend. Aber seht doch selbst...
Wir wollten es zwar nicht erwaehnen, aber irgendwie ist es dann doch reingerutscht: Die Touri-Durchschnittszeit haben wir um eine ganze Stunde unterboten :)
Nach der vielen Natur wollten wir uns dann wieder mal eine Stadt zu Gemeute fuehren. Aufgrund zahlreicher Empfehlungen haben wir uns dafuer Napier ausgesucht, gelegen an der Ostkueste und bekannt fuer seinen Art Deco Stil. Doch irgendwie konnte weder die Stadt noch die von uns vorausgebuchte Unterkunft uns dieses Mal begeistern. Das Hostel befand sich direkt neben einer Bar samt Spielsalon und wurde von denselben Inhabern betrieben. Als wir am fruehen Nachmittag dort ankamen, war die Kneipe schon gut besucht und einige sassen schon an den einarmigen Banditen. Spaetestens als wir unser Zimmer und die Kueche sahen, war fuer uns klar, dass wir hier nicht bleiben. Wenns denn nur die ueblichen Gerueche und der Schmutz gewesen waeren, aber die halb eingetretene Zimmertuer war dann doch zu viel. Eigentlich wollten wir noch Fotos machen - das muss man mal gesehen haben - wir waren dann aber leider zu sehr damit beschaeftigt fluchtartig und mit quietschenden Reifen den Schauplatz zu verlassen. Auch die Stadt Napier traf nicht so ganz unseren Geschmack, deswegen sind wir noch am selben Tag weiter Richtung Wellington gefahren. Geschlafen haben wir dann auf einer Farm mitten im Gruenen, mit Schafen, Ziegen und einer kleinen 7 Wochen alten Katze namens Muffin. Schoen wars dort - am 1. Dezember sind wir aufgewacht und hatten diese schoene Landschaft vor uns.
Noch am selben Tag am Nachmittag haben wir Wellington erreicht, die Hauptstadt Neuseelands. Diese Stadt liegt am untersten Ende der Nordinsel und ist Ausgangspunkt aller Faehren, die auf die Suedinsel uebersetzen. Hier haben wir zwei tolle Tage verbracht - die Stadt ist an einem Hafen gelegen, umgeben von Huegelchen und hat Sinn fuer Kunst und Kultur. Wellington hat aus unserer Sicht wirklich Stil und viele schoene Plaetze zum Relaxen, ganz anders als Auckland.
Morgen Montag (3. Dezember) heisst's dann fuer uns vorerst Abschied nehmen von der Nordinsel. Die Faehre bringt uns und unseren roten Flitzer nach Picton, von wo aus wir dann die Suedinsel erkunden werden. Die soll ja noch schoener sein - wir sind auf alle Faelle sehr gespannt und halten unsere Kameras schon mal bereit.
Wir melden uns bald wieder von dort und wuenschen euch bis dahin viel Spass beim Kekse backen, Gluehwein schluerfen, Schnee schaufeln und Adventlieder singen.
Ganz liebe Gruesse
The AfricanKiwis
PS: Wir wollten heute 1. Advent feiern und ein Kerzlein anzuenden. Suchen immer noch nach einem Oertchen ohne Feuermelder ... See ya
Hallo Bettina und Markus!
PS: Euere Fotos sind auch schoen :o)