Alltag eines Wwoofer´s
Wir hatten unser eigenes kleines Appartement mit Schlafzimmer, Bad und Küche. Letztere brauchten wir aber meist nur zum Kaffeewärmen, da wir außer morgens immer mit der Familie gemeinsam gespeißt haben. Die Familie – das sind Willem, ein holländischer Exbanker, und Betty, praktizierende Hebamme und Verfechterin des „Homebirth“ mit Ihren 4 Kindern und den 2 Hunden Bomo und Becks. Die waren, im Gegensatz zu vielen Ihrer Artgenossen auf die wir bis jetzt gestoßen sind, lieb und sauber mit glänzendem Fell (die Hunde, nicht die Kinder…) . Die Familie ist vor 4 Jahren von Holland nach NZ ausgewandert, hat sich das Stückchen Land (~ 4Ha) gekauft und seitdem das Avalon Resort aufgebaut. Auf dem Anwesen gibt es nach wie vor viel zu tun, weshalb sie sich regelmäßig „Sklaven“ zur Unterstützung halten.
Und weil Ihr ja gar so neugierig seid, was wir den ganzen Tag so treiben hier nun ein typischer Tag eines Wwoofer´s:
7.00h Tagwache: Schon sehr früh, aber was soll man machen. Es duftet schon nach Kaffee, denn die programmierbare Kaffeemaschine hat schon zu arbeiten begonnen. Das Frühstück bestand meist aus Müsli, Yoghurt, frischen Früchten und vieeel Nutella für Markus.
8.30h Arbeitsbeginn: Willem verteilt die Aufgaben des Tages und die Wwoofer trotten los, ausgestattet mit Gummistiefeln, Arbeitshandsch und Regenjacke. Zu unseren Aufgabengebieten zählten das Pflanzen von Palmen, Unkraut vernichten mit der Motorsense (oder bloßen Händen wie Bettina), Bäume zustutzen, Setzlinge Pflanzen und bei Schlechtwetter Cottage-Cleaning.
10.30h Kaffeepause: Nach Avalon-Tradition fanden sich alle für ca. eine halbe Stunde in der Küche bei Kaffe und Keksen, Kuchen, oder was sonst so da war, ein. Hier erfolgte dann auch die Berichterstattung über die bisherigen Erfolge und zum Teil auch die Umverteilung der Arbeiten von draußen nach drinnen aufgrund des einsetzenden Schlechtwetters (wir haben einige ziemlich feuchte Tage dort erwischt). Oder wir haben einfach nur nett geplaudert und viel Interessantes über das Leben von Einwanderern in NZ erfahren. Wie es ist ein Business hier zu eröffnen und vieles mehr, z.B. schwangere Kiwis und deren Heimgeburten.
Danach ging´s wieder zurück zur Arbeit bis ca. 13h und anschließend – richtig geraten – zum Mittagessen.
Die darauf folgenden Nachmittage hatten wir frei und wurden für Sightseeing genützt, oder ganz einfach für ein ausgedehntes Mittagsschläfchen.
Einmal sind wir mit dem Auto in die Werkstatt gefahren. Im Sinne der Verkehrssicherheit wurden die Bremsklötze und die Reifen gewechselt. Ein anderes Mal waren wir in Ngawha Springs bei den Hot Pools. Dort konnten wir in mehreren Becken unterschiedlicher Temperatur planschen. Das Wasser kommt direkt aus dem Erdinneren, hat zw. 30 und 45°C, ist mit allerhand gesunden Stoffen versehen und riecht erbärmlich nach faulen Eiern (genau wie wir danach).Tauchen war dort strengstens verboten. Nicht nur weil zu heiß und stinkig, sondern auch aufgrund des vielen Kleingetiers (Bakterien) das einem durch Körperöffnungen schlüpfen und Meningitis verursachen könnte. Die haben wir zum Glück nicht bekommen, aber Bettina hat sich dafür eine ordentliche Entzündung am Bein eingefangen. (Anm. d. Red.: einige Tage später haben wir erfahren, dass dieses Bad schon einmal wegen der schlechten hygienischen Zustände geschlossen wurde).
NZ´s Geschichte und Kultur wollten wir uns natürlich auch einmal geben. Da traf es sich gut, dass uns Willem und Betty zu den Waitangi Treaty Grounds einluden. Dort bewunderten wir einheimische Tanzvorstellungen sowie das größte handgemachte Kanu der Welt und das Treaty House. In diesem wurde der grundlegende Vertrag zwischen den Maori und der englischen Krone unterschrieben, der NZ zu einer englischen Kolonie machte und den Maori zusicherte, dass sie Land und Besitztümer behalten durften.
Ein bisschen Schmunzeln mussten wir dann als uns die älteste Ziegelmauer von Neuseeland gezeigt wurde. Für uns nicht wirklich was besonderes, für die Einheimischen scheinbar eine kleine Sensation.
Action durfte in den 10 Tagen natürlich auch nicht fehlen. Deswegen buchten wir für Markus einen Surfnachmittag in der Taupo Bay. 2,5 h konnte er sich dort im kalten Wasser austoben und seine ersten Surfversuche starten. Sein erster „Ride“ hat auch schon fast geklappt, wie nicht anders zu erwarten war.
Er ist halt ein alter Streber und Ehrgeizling bei solchen Sachen und hat ein paar jungen Italiener gezeigt, „wo der Bartl den Most holt“ (original kärnterisch, ja wir könnens noch).
Nach diesem Abenteuer für Markus musste auch mal Action für Bettina her. Unerwartet ergab sich die Möglichkeit dafür bei einem Local-Hairdresser. Eigentlich wollte sie sich nur den Haaransatz färben und ihre Lockenpracht etwas stutzen lassen. Aus dem eigentlichen Kurzbesuch wurden aber adrenalingeladene 3 Stunden, denn die ungelernte Assistentin des Friseurs, die ansonsten nur den Boden aufwischt und das Telefon abhebt (haben wir erst später erfahren), hat beim Färben so richtig ihre Qualitäten bewiesen. Bettina fand sich mit knallblonden Haaren inklusive Rotstich und dunklen Flecken wieder. Die hatte diese Expertin einfach vergessen mitzufärben. Bettina den Tränen nahe, Markus typisch Mann: „Ist eh nicht so schlimm!“ Zum Glück hat´s zumindest der eigentliche Friseur in diesem Laden auch schlimm gefunden und alles wieder so halbwegs in Ordnung gebracht. Eines steht auf alle Fälle fest: keine Kiwi-Friseurbesuche mehr.
Nach all diesen Aktivitäten an den Nachmittagen war natürlich noch nicht Schluss. Richtig, das Abendessen fehlt ja noch in unserem Wwoofer-Tag.
Also 18.30h Abendessen: antanzen der Hilfsköche (Kinder und Wwoofer) bei Betty in der Küche. Dann wurde bei einem Gläschen Wein eifrigst geschält, geschnipselt und gewaschen … und raz faz stand ein leckeres warmes Abendessen am Tisch.
21.00h Rückzug: … in unser Guesthouse. Und dort entweder gleich müde einschlafen oder bei einem Glas Cuba Libre Salsa tanzen.
Wir haben unheimliches Glück mit unserer ersten Wwoofing-Familie gehabt. Haben da ganz andere Dinge gehört. Vom Schlafen im Campervan gemeinsam mit den Hühnern oder mit älteren Farmern mit einem Faible für weibliche Wwoofer. Na toll. Wir haben uns aber sehr wohl gefühlt und uns sehr gut mit unseren Hosts verstanden (haben sogar bei unserer Abreise Geschenke bekommen, ua. selbstgemachte Muschelohrringe :))). Wir wären gerne länger geblieben, aber es zieht uns halt weiter. Der Rest von Neuseeland will noch von uns erkundet werden.
Im Anschluss an diese strapaziösen Arbeitstagen gönnten wir uns drei Tage Urlaub am Strand der Coromandel Peninsula. Wir haben dort die Reste unserer Südseebräune wieder aufgefrischt und sind unseren Sightseeing-Pflichten nachgekommen: Wanderung zur Cathedral Cove und Löchergraben inklusive heißem Schlammbad am Hot Water Beach. Mehr nicht, ein lazy weekend eben.
Und damit schließen wir die Berichterstattung für dieses Mal auch schon wieder. Wir grüßen die Leser in Übersee, und nicht vergessen, wenn ihr wieder mal ungeduldig auf unseren Blog schaut: heute ist nicht alle Tage, wir schreiben wieder keine Frage.
Kia ora aus dem Kiwi-Land
Eure AfricanKiwis
Wo bleibt die Gerechtigkeit?
18:00 Uhr Arbeitsende! Abgekämpft tritt man den Weg nach Hause an. Auf der Fahrt dortin, den wild vor sich hinhupenden Dränglern den Stinkefinger zeigend, überlegt man sich das köstliche Abendmahl: Pizza oder Würstel - oder reicht doch ein Bierchen? Wäsche waschen, Katzen beschäftigen, auf Verena warten - die kommt übrigens erst morgen wieder aus Holland zurück. Sie wollte unbedingt erforschen, warum es im Gouda keine Löcher gibt ... 21:45 Uhr - der Öst. Nationalmannschaft beim Verlieren zuschauen (also, die Olympische Disziplin des Kiwiweitwurfs ist bei weitem spannender!) ... Irgendwann so vor oder nach Mitternacht geht der brave Erdenbewohner mal mützen ... Fazit: ich möchte auf keinem Fall mit eurem derzeitigen Leben tauschen *schluchz*
Keep on woofing - take care!
wir leiden mit dir ... nein, eigentlich doch nicht ;) aber wenn es dir ein trost ist, wir denken viel an euch. so wie vorgestern als in wellington der fc phoenix wellington gegen die la galaxy feat. david beckham gespielt haben. und wir deshalb fast kein zimmer in der stadt mehr bekommen haben. aber dann haben wir uns gedacht, ohne dich tino macht fussball zuschauen einfach keinen spass und haben einfach so auf verena und dich einen getrunken. wer will schon david beckham ...?
ganz liebe gruesse auch an verena. hoffentlich hat sie inzwischen ihre kaese-feldforschung schon wieder abgeschlossen und beschuetzt dich vor den liebeshungrigen katzen.
so ihr lieben - lasst mal wieder was von euch hoeren. und passt auf, dass euch nicht der krampuss holt (den verpasst bettina ja gott sei dank heuer :0),
glg Bettina&Markus